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Seitenkapellen

In beiden Seitenkapellen findet sich die Erinnerung an die frühere Wallfahrt in Form von Votivtafeln und Legendenbildern. Das Ziel der einstigen Wallfahrt bildet aber der Ende des 17. Jahrhunderts gefasste Reliquienschrein der Drei Elenden Heiligen an der Wand gegenüber. Ein dreiteilig gegliedertes Gehäuse aus Ebenholz (?) mit gedrehten Säulchen und leicht gestuften Bogenabschlüssen ist mit Silberornamentik zusätzlich verziert und wird von dicht geflochtenem Akanthusornament gekrönt. Im Inneren des Schreins erscheinen in jedem Bogenfeld Kopf und Gebeine eines Heiligen, wobei der größte als der des Vaters Archus die Mitte einnimmt, flankiert von seinen Söhnen Herenneus und Quartanus.

Auf Veranlassung der Ingolstädter Apothekerfamilie Plank wurden die Gebeine 1723 im Kloster im Gnadenthal in für die Zeit typischer Art mit Kränzen und Blüten aus wertvollen Materialien gefasst.

Jeweils an der Ostwand beider Kapellen sind je zwanzig Votivtafeln des 17. Jahrhunderts auf einer Holztafel zusammengefasst, wobei davon auszugehen ist, dass sie zu diesem Zweck vermutlich beschnitten und auf ein gleiches Format gebracht wurden und dass sie nur einen kleinen Teil des ehemals Vorhandenen ausmachen. Man muss sich nahezu die gesamten Wände der einstigen Westkapelle mit solchen Täfelchen angefüllt denken. Bei den erhaltenen sind es besonders zwei Ereignisse, die Anlass zu den Stiftungen gaben: die Untersuchung der Gräber und die Erhebung der Heiligen 1627 und deren fünfzigjähriges Jubiläum 1677.

Für die Ortsgeschichte Ettings von Bedeutung sind die beiden Legendenbilder aus dem späteren 17. Jahrhundert an den Westwänden. Bei jenem in der südlichen Kapelle handelt es sich um die Geschichte des Maierbauern, die in verschiedenen Versionen erzählt wird, im Kern aber folgendes besagt: Zur Zeit der großen Wallfahrt, in der die Pilger die Nacht im Dorf verbrachten, benutzten diese einen Bauernhof neben der Kirche als Lager. Sehr zum Ärger des Besitzers, des Maierbauern, dem auf diese Weise viel Heu und Stroh zertreten und entwendet und sein Brunnen bis auf den letzten Tropfen geleert wurde. (Das Versprechen der Obrigkeit auf Schadensersatz stellte ihn nicht zufrieden.) Er sann auf Böses und fragte die Hexe Nirerhaf Lebag (rückwärts gelesen: "Gabelfahrerin") um Rat. Diese riet ihm, sein bestes Pferd zu nehmen und es dreimal um die Kirche herumzutreiben. Der Bauer tat,
wie ihm geheißen, doch war nach der dritten Runde aus seinem Schimmel plötzlich ein Rappe geworden. Zwar stellte sich der Pilgerstrom zu seinem Hof ein, aber Tage später, als der Maierbauer mit seinem Pferd auf dem Feld ackerte, kam mit Donnergetöse der
Teufel und entführte ihn in die Lüfte. Seit jener Zeit wird dieses Feld "Höllriegel" genannt.

Ebenso lernten die gottlosen Maurer (Nordkapelle) die Macht der drei Heiligen kennen. Nachdem das Kirchdach und die oberen Mauern nach einem Unwetter arg zugerichtet waren, sollte der Schaden von den Maurern wieder behoben werden. Die Handwerker führten während der Arbeit lasterhafte Gespräche und steigerten sich letztendlich so hinein, dass sie in ihren Schmähreden selbst vor den in ihren Gräbern ruhenden Heiligen keinen Halt machten und schließlich sogar Steine auf die Grabstätten hinabwarfen. Zur Strafe wurden sie auf der Stelle blind. Da gingen sie in sich, bereuten und gelobten, wenn sie ihr Augenlicht wieder bekämen, die bis dahin nur mit hölzernen Gittern versehenen Heiligengräber mit Ziegelsteinen aufzumauern. Ihr inniges Flehen wurde erhört, und zum Dank erhielten die Gräber steinerne Aufbauten.

Von den in die Wand eingelassenen Steinen unterhalb dieses letzten Bildes ist besonders der mittlere mit dem schlichten Vortragekreuz interessant. In ihm haben wir jenen Grabstein vor uns, der das zweite Grab abdeckte.

Aus der Ostenbrunnenkapelle stammt das Altarblatt mit der Geburt Christi, vermutlich ein Werk von Höss aus dem Jahr 1679.

"Das Bild zeigt das Geschehen der Heiligen Nacht. Die Geburt Christi ist in einen kirchenähnlichen Raum verlegt, in den das Gewölk mit Engeln einbricht. Absolute Lichtquelle ist das Jesuskind. Maria hält schützend ein Tuch hoch. Auf sie fällt helles Licht; sie ist auf diese Weise aus dem Kreis der Umstehenden deutlich herausgehoben. Der hl. Josef blickt im Hintergrund rechts zwischen Säulen hervor. Auf dem Antlitz der staunenden Hirten findet das Licht des Jesuskindes seinen Widerschein.

Dem Ettinger Weihnachtsbild kommt im Ingolstädter Umland an Stimmung keines gleich." (Dr. S. Hofmann)
Das Rokokogemälde im originalen geschnitzten Rahmen darüber stellt einen Glaubensboten im Allgäu, den hl. Magnus ("St. Mang") von Füssen dar. Der Benediktiner mit Abtsstab und Kreuz und seinem Attribut, dem Drachen, erinnert an die Verbindung des Ortes mit den Benediktinern von Niederaltaich. Das Gemälde wird Johann Evangelist Hölzl zugeschrieben.

Sein Gegenüber in der Südkapelle, eine Darstellung des hl. Aloisius, aus dem 18. Jahrhundert, stammt vermutlich ebenfalls von diesem bekannten Ingolstädter Maler

Wohl eine der künstlerisch wertvollsten Arbeiten der Kirche stellt das Kalksteinrelief in der Westwand derselben Kapelle dar. Das beschädigte Epitaph aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts gibt das Thema der Heiligen Dreifaltigkeit in Form des sogenannten  Gnadenstuhls wieder: Gottvater hält in seinem Schoß den Leichnam des Sohnes, während über ihm die Taube als Symbol des Heiligen Geistes schwebt. Seitlich wird die Trinität von jeweils drei Engeln mit antikisierenden Gesichtszügen begleitet, welche außerdem die Leidenswerkzeuge halten. Sowohl der Darstellungstypus wie auch der leidenschaftliche, mystische Ausdruck der Mittelgruppe stellen das Renaissancerelief in die spätgotische Tradition.

Gottesdienstzeiten

Heilige Messen in der Pfarrei Ingolstadt-Etting

Samstag 18.00 Uhr; Sonntag 8.00 Uhr, 10.00 Uhr